Kinderkreuzweg Fr., 24 März 16:00

Kreuzweg-Andacht Fr., 24 März 18:30

Exerzitien im Alltag Mi., 29 März 18:30

Wärmestube Fr., 31 März 10:00

Kreuzweg-Andacht Fr., 31 März 18:30

Palmweihe So., 2 Apr. 09:30

Kinderliturgie Do., 6 Apr. 17:00

Kreuzweg Fr., 7 Apr. 14:30

Kinderliturgie Fr., 7 Apr. 17:00

Osternachtsfeier So., 9 Apr. 05:00

Hochamt So., 9 Apr. 10:30

Emmausgang Sa., 15 Apr. 14:00

Geburtstags-andacht Do., 20 Apr. 15:00

Erstkommunions-vorbereitung Sa., 22 Apr. 09:30

Erlöste Augen

Gegen Ende des Evangeliums vom 4. Sonntag der Fastenzeit steht ein Satz, der für mich etwas Erschreckendes hat. Jesus sagt dort: „Zu einem Urteil bin ich in diese Welt gekommen, dass die Nicht-Sehenden sehen und die Sehenden Blinde werden.“ (Joh 9,39) Sehen zu können ist für mich sehr wichtig, und mich erschreckt der Gedanke, dass ich sehenden Auges etwas, das möglicherweise für mein Leben entscheidend ist, nicht wahrnehme. Wie kann ich das vermeiden? Wie kann ich sehend werden?

In der Schule des Sehens ist es wichtig, den Phänomenen Zeit zu schenken. Ich muss lange und geduldig ausharren angesichts der Fakten. Ich muss das, was sich vor meinen Augen ereignet, lange beobachten. Anders gesagt: Ich muss dem Vorhandenen eine Chance geben, sich zu zeigen. Oft geht der Blick nur oberflächlich und rasch über die Dinge hinweg. Gerade die Erfahrung kann hinderlich sein, Dinge und Ereignisse wahrzunehmen. Denn es wird nur das aus Erfahrung Bekannte gesehen, das bisher nicht Erfahrene kommt dadurch gar nicht in den Blick. Das Verweilen spielt in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle: in der Meditation, beim Betrachten von Kunstwerken, beim Wahrnehmen langsamer Prozesse. Diese Haltung ist der in der gegenwärtigen Kultur permanent eingeforderten Schnelligkeit entgegengesetzt. Das alltäglich geübte und erzwungene Tempo verhindert eine Wahrnehmung weiter Bereiche der Wirklichkeit.

Wenn ich lerne, den Dingen und Ereignissen Raum und Zeit zu schenken, mache ich die Erfahrung, dass sie mich zu einem neuen Sehen erziehen. Das Fremdartige, auf den ersten Blick nicht zu Erklärende kann sich bei näherem Hinsehen als wunderbar, erstaunlich, sinnvoll zu erkennen geben. Es sind die fremden Dinge und Ereignisse, die sich in der Schule des Sehens als Lehrer und Wegbereiter einer neuen Sicht erweisen.

Manches wird auf Grund gegebener Sehgewohnheiten nicht in seiner Bedeutung erkannt. Erst wenn die Gewohnheiten sich ändern, gehen einem die Augen auf für das, was ohnedies immer vor Augen war. Die Kunst des El Greco wurde lange nicht in ihrer Bedeutung erkannt, da man beim Betrachten von Kunstwerken auf naturgetreue Darstellung fixiert war. Erst als im frühen 20. Jahrhundert ein neues Sehen aufkam, wurde auch die Kunst El Grecos entdeckt. Fremde Kulturen können zu einem anderen Blick erziehen. Wie sieht die Welt aus der Perspektive einer Frau aus? Wie sieht sie aus der Perspektive von Armen aus? Oder aus der Perspektive von Kindern? Aus der Perspektive von Behinderten?

Die Zertrümmerung der alten abendländischen Kultur bietet die Chance zur Einübung eines neuen Sehens. Die Auflösung einer in sich geschlossenen christlichen Kultur bietet die Chance, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Auch Augen bedürfen der Erlösung. Dann erkennen sie das neue Leben in allen Dingen.
Gesegnete Ostern! Gustav Schörghofer SJ

Immer das gleiche Tun

Von Aschermittwoch bis zum Karsamstag dieses Jahres wird in der Konzilsgedächtniskirche eine große Malerei von Joachim Hohensinn hängen. Sie wird einen kleinen Teil der Gemeinde den Blicken entziehen. Fastentücher sollen ja etwas verbergen. Normalerweise werden Bilder verhüllt, deren sieghafter Glanz wenig in eine Zeit passt, die mehr der Einkehr, der Stille, der Sammlung gewidmet ist. Die Fastenzeit soll als Vorbereitung auf das Osterfest gestaltet werden. Erst mit der Auferstehung bricht wieder der Jubel, der Glanz, der Sieg hervor.

Joachim Hohensinn hat seine große Malerei ursprünglich für die Jesuitenkirche in Wien 1 geschaffen. Dort hing sie von März bis Juni 2019 im Hochaltar vor dem Bild der Aufnahme Mariens in den Himmel. In der Konzilsgedächtniskirche hängt die Malerei mitten im Raum. Hier gibt es keine Bilder zu verhüllen. Hier ist die sich um den Altar versammelnde Gemeinde das lebendige Bild Gottes. Wenn nun ein kleiner Teil der Gemeinde verdeckt wird, kann das daran erinnern, dass im Umgang mit Menschen immer nur Fragmente wahrgenommen werden. Was weiß ich vom Anderen? Welchen Spielraum räume ich ihm ein, nicht das Opfer meiner Vorstellungen und Ansprüche zu sein, sondern der Andere, eine mir immer neue und fremde Welt? Das gilt für den anderen Menschen und radikaler noch für Gott.

Joachim Hohensinn trägt mit der Spachtel Farbe auf. Horizontal gehen die Bewegungen über die Leinwand. Immer die gleiche Richtung, von links nach rechts. Immer das gleiche Tempo. Immer das gleiche Tun. So wird Farbe aufgetragen, Schicht über Schicht. Etwas größerer Druck auf die Spachtel, und alte Schichten werden freigelegt. Es ist ein Verschleiern und Entschleiern zugleich.

Angesichts der Arbeiten von Joachim Hohensinn lassen sich keine Inhalte nacherzählen. Was ist hier dargestellt? Geschieht hier etwas? Alle diese Farbflächen erzählen von Berührungen. Es ist wie die Berührung einer im Sand auslaufenden Welle, wie die Berührung des Winds auf der Wange, wie ein sanftes Streicheln über die Oberfläche eines Gegenstands. Und es ist zugleich wie das Schaben in einer Pfanne, wie das Wegwaschen unter scharfem Wasserstrahl, wie das Peitschen des Eisregens gegen die Haut. Das Zarte und das Grobe ist in diesen Farbflächen zu finden, das Heilende und das Verletzende.

Die Malerei von Joachim Hohensinn hat eine wunderbare Nähe zur Architektur der Konzilsgedächtniskirche, zur Schichtung der Betonblöcke, zur Art, wie dieser Raum ins Helle wächst. Das Element des immer Gleichen und doch Unterschiedlichen der Architektur wird in der Malerei aufgenommen. Immer das gleiche Tun. Die Malerei erzählt vom Auftragen und Abtragen, vom Mehren und Mindern, von Zartem und Grobem. Sie bildet einen Schleier, der hellsichtig macht. Vielleicht ist es gerade das, was heute notwendig ist, um in der Trübe des Alltags das Leuchten des Neuen wahrzunehmen.

Gustav Schörghofer SJ

Lass dir helfen


Vieles gibt es zu bedenken, wenn vom Helfen die Rede ist. Kann geholfen werden? Soll geholfen werden? Wie soll oder kann geholfen werden? Meistens geht es um praktische Fragen. Wer sich selbst nicht zu helfen weiß, ist auf die Hilfe anderer angewiesen.

Es lohnt sich, die Frage nach der Hilfe nicht einfach bloß im Horizont eigener oder fremder Bedürfnisse zu stellen, sondern darauf zu achten, dass wir in einem weiten Feld gegenseitiger Hilfe leben. Anders wäre Leben gar nicht möglich. Nicht nach dem Wie und Wo und Wann und Ob der Hilfe zu fragen, sondern wahrzunehmen, dass es Hilfe gibt, dass Hilfe gelebt wird, dass mein und unser aller Leben eingetaucht ist in einen Strom des Entgegenkommens, das öffnet eine völlig neue Dimension des Lebens. Von Anfang meines Lebens an habe ich Hilfe erfahren. Jede und jeder könnte viel davon erzählen, wie sehr anderes und andere geholfen haben und immer noch helfen. In praktischen Dingen ist das leicht erfahrbar. Die Hilfe geht aber weit darüber hinaus. Kunst ist Hilfe, wie der Bildhauer Karl Prantl einmal gesagt hat. Musik, Dichtung, Literatur, Kunst im allgemeinen, all das ist Hilfe. Sie ist keine Hilfe zur praktischen Lebensbewältigung, aber sie hilft, in diesem Leben etwas wahrzunehmen, das Leben erst möglich macht: Wir werden getragen von einem großen Entgegenkommen. Dieses Entgegenkommen kann in den Werken der Kunst erfahren werden. Diese Erfahrung ist mit der Erfahrung einer tiefen Freude verbunden, die das Erleben von Kunstwerken vermitteln kann.

Auch der Glauben ist Hilfe. Nicht im banalen Sinn eines billigen Trostes, sondern im tiefen Sinn der Erfahrung von Geborgenheit im großen Entgegenkommen Gottes. Dieses Entgegenkommen wird in der Bibel immer wieder beschrieben, ja mehr noch, es wird erlebbar gemacht. Eine Sensibilität für dieses Entgegenkommen kann durch das Wort der Bibel eingeübt werden. Möglicherweise haben frühere Zeiten Gottes Entgegenkommen spektakulärer erfahren, strahlender, offenkundiger. Heute herrscht weitgehend der Eindruck vor, Gott würde schweigen. Wer aber sensibel geworden ist für die Sprache Gottes, erfährt sein Entgegenkommen auch heute. Ein Blick auf die Gestalt Jesu tut völlig neue Zugänge zur Erfahrung der Gegenwart Gottes auf. Wir müssen die Sprache der kleinen Dinge, der unscheinbaren Gesten, des unmerklichen Heldentums eines alltäglichen Dienstes lernen. Nur so kann der Glauben heute bestehen. Und dann entdecken wir staunend, dass der Glauben weit mehr ist als frommes Beiwerk. Er ist Hilfe zum Leben.

Also: Lassen Sie sich helfen. Gustav Schörghofer SJ

Was ich von den Amseln gelernt habe

Salzburg ist meine Heimatstadt. Einwände gegen das katholische Salzburg gibt es viele. Gerade in ihrer Schönheit hat die Stadt Abgründe und kann zerstörend wirken. Doch stellt Salzburg mit seiner nahen Umgebung von Ebenen und hohen Bergen etwas dar, das in dieser Form einzigartig ist. Ich habe dort erfahren, dass es möglich ist, eine Welt aus dem Glauben heraus zu gestalten, eine Welt, die Geschlossenheit in sich besitzt, eine klare Gestalt, und zugleich offen ist und ausstrahlt. Freilich ist diese aus dem Glauben gestaltete Welt ein Werk der Vergangenheit, das in der Gegenwart nicht eingeholt wird. Ich habe mich immer nach einer Vergegenwärtigung dieser Welt gesehnt und sie nie gefunden.

Wer in einem Nest geborgen ist und wachsen will, muss dieses Nest verlassen. Sonst geht er entweder zugrunde oder verkümmert. Meine zentrale Glaubenserfahrung ist die Menschwerdung Gottes. Gott verlässt aus Liebe zur Welt sein trinitarisches „Nest“ und macht sich auf die Suche nach dem Menschen. Das Aus-sich-Herausgehen Gottes, sein ekstatisches Eingehen in die Welt, hat mich dazu bewegt, meine wunderbare Salzburger Welt zu verlassen. Im Hineingehen in die Welt, in der Suche nach dem Menschen habe ich gelernt zu glauben. Diese Bewegung ist nicht eigentlich eine Nachfolge, sondern ein Gehen parallel zu Jesus. Denn sie hat mich in viele Bereiche hineingeführt, mit denen der historische Jesus, der Jesus der Evangelien vor 2000 Jahren, nichts zu tun hatte, wie etwa in die Kunst oder in eine Pfarre im mittelständischen Hietzing. Da gibt es keine Fußspuren Jesu, in die ich treten könnte. Ich gehe auf eigene Gefahr.

Woher nehme ich die Kraft, diesen Weg zu gehen? Am 12. Mai 1989 ist in der Neuen Zürcher Zeitung ein Text von Hans Weder erschienen: „Die Entdeckung des Glaubens im Neuen Testament“. Weder weist darauf hin, dass Jesus im durchwegs mehrdeutigen Verhalten der Menschen den Glauben entdeckt, also Vertrauen wahrnimmt und bestärkt. Jesus spielt dem Menschen den Glauben zu, so etwa, wie ein Witz, der zum Lachen bringen kann, dieses Lachen „zuspielt“. Oder wie im Sport ein Ball zugespielt und aufgenommen wird. Sicher hat mir Salzburg den Glauben zugespielt. Aber diese großen Anfänge sind lange vorbei. Es sind heute viele kleine Ereignisse im Alltag, die mir den Glauben zuspielen, die diesen Glauben lebendig erhalten und wachsen lassen. Damit das geschehen kann, muss ich mich allerdings in den Alltag hineinbegeben.
Die Amseln werfen ihre Jungen, die sie bis dahin hingebungsvoll gefüttert haben, zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Nest. Doch die jungen Amseln können noch nicht fliegen. Die Welt außerhalb ist lebensgefährlich. Nicht wenige der jungen Vögel werden Opfer ihrer Feinde. Die anderen lernen fliegen. Wir müssen das bergende Nest verlassen. Wir müssen unser Leben aufs Spiel setzen. Nur so lernen wir fliegen. Das habe ich von den Amseln gelernt. Und von Jesus.

Ein gesegnetes Neues Jahr Gustav Schörghofer SJ

Warten können

Advent sei eine Zeit des Wartens, der inneren Vorbereitung auf eine Ankunft – so heißt es. Aber von Warten und stiller Vorbereitung kann nicht die Rede sein. Kaum sind die Weihnachtsmärkte eröffnet, und sie werden immer früher eröffnet, kaum brennen die Beleuchtungen der Einkaufsstraßen, nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die zum Konsum animierten Scharen kommen ihrer Verpflichtung nach, den Umsatz auch dieses Jahr möglichst zu steigern. Auch heuer wird sich daran nichts ändern, obwohl die Belastungen immer höher, die Nöte spürbarer werden.
Aber wir können auch anders. Wir können tatsächlich warten. Wir können uns vorbereiten. Wir können den Lebensstil ändern, nicht das Altgewohnte einfach fortschreiben, sondern uns auf etwas Neues einlassen. Dazu wäre jetzt Gelegenheit.

Warten ist eine Grundhaltung des Lebens. Das Leben beginnt mit einer Wartezeit, neun Monate lang. Alles Neue muss erwartet werden. Ohne Warten und Erwartung würde das Leben leer werden. Wenn es nichts mehr zu erwarten gibt, ist das Leben am Ende. Worauf wird gewartet?
Ich warte auf etwas, das zwar schon anwesend aber mir noch nicht wirklich gegenwärtig ist. Das lässt sich schön vor einem Kunstwerk erfahren. Selbstverständlich ist das Bild mir vor Augen, es hängt dort an der Wand. Aber dass es mir gegenwärtig wird, dass es zu mir spricht, sich mir auftut, das erfordert eine oft lange Zeit des Wartens. Ich muss mich leer machen für die Gegenwart des Kunstwerks, frei von Vorstellungen, Informationen, Phantasien mich auf das einlassen, was hier vor Augen ist. Das gleiche gilt für die Begegnung mit anderen Menschen. Wie viel tragen wir an andere heran, Wünsche, Erwartungen, Vorurteile. Alles das muss sich auflösen, wenn ich den Anderen wahrnehmen will. Nur so kann Beziehung gelebt werden.

Wie oft verhindert der Drang, die Dinge dieser Welt zu verbessern, die Einsicht in das Wunderbare vor unseren Augen. Mit Gott ist es nicht anders. Was haben wir Gott nicht alles vorzuwerfen? Was bleibt er uns nicht alles schuldig? Was könnte er nicht alles besser machen? Aber wissen wir wirklich so gut Bescheid? Oft wird erst im Rückblick ersichtlich, dass durch die noch so großen Dunkelheiten ein geheimnisvoller Weg ins Freie geführt hat.

Ich bin vorsichtig geworden. Ich habe gelernt, zu warten und mich überraschen zu lassen. Das Warten habe ich beim Betrachten von Kunstwerken, dem Hören von Musik, in der Begegnung mit Menschen eingeübt. Warten erfordert die Treue zum Gegenüber. Freilich muss das Gegenüber auch eine Qualität besitzen, die das Warten ermöglicht. Was nur der Unterhaltung dient, besitzt diese Qualität nicht. Aber selbst in den kleinsten Dingen ist ein Wunder zu entdecken. Wie in jenem Geschehen, das aus dem Kleinsten im Leib einer Mutter Gestalt annimmt und zu einem neuen Leben heranwächst. Erwartet und mit Freude empfangen am Tag der Geburt.

Gesegnete Weihnachten! Gustav Schörghofer SJ