Liebe Pfarrgemeinde!
Seit dem 14. September, das ist noch gar nicht so lange her, bin ich Kaplan in der Pfarre am Lainzerbach. Für meine Priesterweihe, die auch noch nicht lange her ist und Anfang September stattgefunden hat, habe ich mir einen Vers aus dem Neuen Testament als Leitwort ausgesucht:
«Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters» (Philipperbrief 2,11).
Es ist der letzte Vers des «Philipperhymnus» (Phil 2,5–11), der die Entäußerung und Verherrlichung Christi feiert. Im November bildet das Christkönigsfest den Abschluss des Kirchenjahres. Es ist ein guter Anlass, um darüber nachzudenken, was es eigentlich heißen könnte, dass Christus „Herr“ und „König“ ist.
Der erste Teil des Hymnus beschreibt vordergründig eine absteigende Bewegung: Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern wurde Mensch und wie ein Sklave. Das Überraschende ist aber: Diese Erniedrigung Gottes in Christus wird nicht als Scheitern oder Schwäche dargestellt, sondern als Grund seiner Verherrlichung. Christus ist Herr und Gott – nicht obwohl, sondern weil er sich zum Geringsten unter den Menschen gemacht hat.
Gerade darin erfahren wir etwas über Gott. Er ist nicht der ferne, unnahbare Herrscher, der sich gelegentlich zu uns herablässt, sondern einer, der immer schon mit uns ist. Seine Größe zeigt sich in seiner Nähe, seine Herrlichkeit in seiner Hingabe. Wenn wir sagen: „Christus ist der Herr“, dann sprechen wir von einem Herr-Sein, das in Liebe und Hingabe besteht. Wenn wir Christus «König» nennen, dann meinen wir ein paradoxes Königtum, das unsere weltlichen Vorstellungen davon, was Herrschaft bedeutet, bekehren und ins richtige Verhältnis rücken kann.
Paulus, der Autor des Philipperbriefs, stellt diesen Hymnus in einen konkreten Zusammenhang, nämlich das Zusammenleben in der christlichen Gemeinde: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.“ (Phil 2,5) Es geht also nicht nur darum, wer Christus ist und wie Gott ist, sondern auch darum, wozu wir als Christen berufen sind. Allerheiligen, das andere große Fest im November, rückt die Menschen in den Fokus, die diese Orientierung in ihrem Leben wirklich werden gelassen haben und die Christus, dem König am Kreuz, nachgefolgt sind.
Ihr P. Manfred Grimm SJ

Liebe Pfarrgemeinde!
Von wegen die Kirche ist nicht attraktiv für die Jugend. Mit Beginn des
Schuljahres hat eine recht große Gruppe von Jugendlichen einer nahe
gelegenen Schule den Bereich um den Zürgelbaum für sich entdeckt.
Vorher waren es nur vereinzelte, die auf der Treppe zum KKH gejaust
haben.
Nun ist es eine frohe und lebendige Schar, die bei uns Pause macht,
spielt, käbbelt, isst und trinkt. Wissen Sie was käbbeln, kabbeln eigentlich heißt? Das Internet sagt mir, dass es in Österreich unbekannt ist.
Hier also die Bedeutung nach DWDS: „sich (meist über nicht sehr wichtige Dinge) streiten, ohne sich dabei gegenseitig ernsthaft zu verletzen,
zu beleidigen o. Ä.“. Sie können sich vorstellen, dass das nicht immer
leise zugeht. Und wenn es regnet, dann kann es passieren, dass die
Jugendlichen in der Kirche sitzen. Gekäbbelt wird dann nicht. Kirchenraum als heiliger Raum erschließt sich automatisch. Das ist doch
schön. Unser Ort strahlt etwas aus.
Vielleicht wird doch gegessen oder ins Handy geschaut. Normalerweise sollte das niemand stören und doch hat eine Person die Polizei
angerufen. Zwei Polizistinnen stand dann vor den Jugendlichen, denen
dann doch die Freud etwas vergangen war. Ich war schockiert, dass
jemand die Polizei gerufen hat. Eigentlich war ich stocksauer. Da finden Jugendliche den Weg in die Kirche, machen den Ort zu ihrem eigenen, wenn auch nicht ganz in der vorgesehenen Weise und es wird
ihnen gelohnt, indem die Polizei geholt wird. Wir haben das dann klarstellen können. Alle haben es am Ende sportlich genommen, bis auf
die Person, die die Polizei gerufen hat. Vielleicht hat sie sich jetzt enttäuscht abgewandt, was mir leid tut. Froh bin ich, dass die Jugendlichen immer noch da sind.
Wie sehen Sie das? Ich gehe davon aus, dass die wenigsten von uns
die Polizei verständigt hätten. Sind wir froh, dass Jugendliche in die
Kirche kommen, um sich auszuruhen, Freude miteinander zu haben?
Wie weit geht unsere Toleranz und auch unser missionarischer Eifer?
Die Jugendlichen grüßen freundlich und helfen mir, wenn ich etwas trage. Wir sind im Kontakt und ist das nicht das wichtigste? Wir reden mit
einander und wir gehen gut miteinander um.
Die Erzdiözese will Menschen in Kontakt mit Jesus bringen. Ich denke,
dass das genau auch dann passiert, wenn Kirche als lebenswert erfahren wird.
Zur Abrundung: Die Jugendlichen spenden ganz fleißig, indem
sie uns ihre Pfandflaschen überlassen.
Ihr P. Stefan Hengst SJ

Liebe Pfarrgemeinde!
Endlich sind die Ferien vorbei. Ein gutes Gefühl. Der Alltag hat uns wieder und damit auch der alte Trott. Die wenigsten von uns werden sich so fühlen, ist doch die Freiheit des Sommers mit das Schönste am Jahr. Versuchen wir es also nochmal.
Endlich sind die Ferien vorbei. Ein gutes Gefühl. Neues liegt vor mir. Neue Chancen, neues Glück. Mit dem zweiten Teil stimmen jetzt schon mehr Menschen überein. Aber kann das Neue nicht nur kommen, wenn das Alte – und war es noch so schön – Platz macht? Vielleicht ist es tatsächlich gut, dass jetzt wieder ein Schuljahr begonnen hat, ein Kindergartenjahr, ein Studienjahr oder ein Arbeitsjahr. Neue Leinwände, die gestaltet werden können. Wir alle werden uns entwickeln. Spannend und schön.
Vielleicht probieren wir es ein drittes Mal. Danke für die geschenkte Zeit des Sommers und den Start in den Herbst. Möge es wieder gelingen. So kann man es auch angehen; Dankbarkeit und Hoffnung, dass es schon wird. Hoffnung ist eine wichtige Haltung. Wer hofft, und das ist nicht träumen, obwohl das auch manchmal notwendig ist, wer also hofft, die/der hat einen Halt im Leben.
Eine der ersten Aufgaben dieses neuen Lebensabschnittes ist, das zu finden, das mich hoffen lässt. Merken Sie es sich und kehren Sie zu diesem Schatz zurück. Manche mögen sagen, dass das zu billig sei. Ich glaube nicht, wenn man es nicht bewusst missbraucht. Geben Sie Ihrer Hoffnung eine konkrete Gestalt.
Kann eine Pfarrgemeinde auch als Ganzes etwas hoffen? Ich denke ja. Den ganz großen Hoffnungsrahmen setzt der Pastoralplan. An ihm wird der PGR seine Arbeit beginnen. Innerhalb diese Planes gibt es dann viele Projekte. Auch das sind Hoffnungsträger. Wir werden uns um ein Schutzkonzept kümmern, weil es uns ein Herzensanliegen ist. Alle sollen sich bei uns wohl und sicher fühlen. Gemeinsam schauen wir auf unsere Orte und Abläufe und, am wichtigsten, auf unsere Haltungen. Herzliche Einladung an alle mitzutun.
Ein Orgelprojekt, ein langer Wunsch von verschiedenen Generationen von Menschen in der Pfarre könnte sich realisieren lassen. Mit Herbst sind wir drei Priester in der Pfarre. Damit haben wir seit langer Zeit wieder zum ersten Mal die personelle Ausstattung, sie gibt uns Freiräume für Neues und wiederentdecktes Altes.
Und vielleicht haben Sie eine ganz andere Hoffnung für uns als Pfarre am Lainzerbach. Sprechen Sie mit anderen darüber - ein erster Praxistest - und kommen Sie auch gerne zu uns. „Der Sommer war sehr groß.“ (Herbsttag, Rainer Maria Rilke) Aber wer sagt, dass der Herbst nicht an ihn heranreichen kann?

Ihr P. Stefan Hengst SJ

Liebe Pfarrgemeinde!
Jeder Beruf hat seine Krankheit. Der Bergmann hat die Staublunge. Beim Pfarrer sind es wahrscheinlich keine physischen Beschwerden. Aber keine Sorge, es geht nicht um echte Krankheiten. Wenn ich in eine fremde Kirche komme, dann bricht meine Krankheit immer aus. Ich schaue, was die so Schönes machen. Ich überlege schon, ob man nicht als Gruppe mal eine Kirche besucht und jeder*r sucht etwas, was wir auch bei uns am Lainzerbach umsetzen könnten. Soweit ist es noch nicht und so bin ich am freien Tag unterwegs und schaue in die Kirchen hinein, die längs des Wanderweges liegen. Hier ein Bild von einer Taufsteindekoration. Ich habe auch schon eine schöne Idee für die Präsentation und das Motto der nächsten Erstkommunion. Aber das wird noch nicht verraten. Es muss auch erst noch besprochen werden.

Hängen geblieben sind auch diverse Versuche ein Wohnzimmer in die Kirche hereinzuholen, oder wenigstens eine Ecke, die mit mehr oder weniger bequemen Sesseln ausgestattet ist und einem Tischchen mit Deko, aber auch anregender Lektüre. In einer Kirche waren Strandsessel aufgestellt und das in einer eher dunklen Kirche. Wir haben die Idee besprochen. Bei uns ist es eh schon hell und freundlich. Da braucht es wahrscheinlich nicht viel. Und wie es dann zum Glück so ist, werden Ideen besser, wenn man sie berät.
Also hier das, was wir im Juli/August machen wollen. Raus aus der Kirche. Warum eine Chillout Zone in der Kirche, wenn wir einen schönen Platz vor der Kirche haben. Vor das Bischofstor, das am Nachmittag im Schatten liegt, ein paar Strandliegen. Und wie es der Zufall will, auf einmal werden diese Liegen von der Erzdiözese angeboten.
Ein Sonnenschirm, etwas zu lesen. Als Bonus freitags von 16-18 Uhr Wassereis (solange der Vorrat reicht). Mal sehen, wie es angenommen wird. Kleine und größere Projekte, um in Kontakt zu kommen. Oder einfach um etwas in der Nachbarschaft zu machen.

Im Advent wollen wir wieder das Bischofstor anstrahlen. Wir haben im Pfarrgemeinderat auch schon über Projektion auf die Kirchenwand oder ein LED Display nachgedacht. Einige Projekte sind zu teuer – aber träumen muss man, damit die Kreativität nicht einschläft. Welche Ideen haben Sie und noch wichtiger, welche Idee wollen Sie im Team umsetzen? Weil, damit der Pfarrer nicht eine wirkliche Krankheit bekommt, ist es gut, wenn eine Idee immer auch gleich mit dem Engagement der Mitarbeit verbunden ist.
Versuchen wir diesen Sommer also den Strand am Lainzerbach und danach dann wieder etwas anderes. Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, wenn Sie vor der Kirche sitzen.
Ihr P. Stefan Hengst SJ

Liebe Pfarrgemeinde!
Übergänge im Leben sind häufig mit einer Feier verbunden. Auch das sozialistische System der DDR kam nicht ohne eine Jugendweihe aus. Im traditionellen Afrika war und ist häufig die Beschneidung der Jungen ein Moment des Übergangs. Viele unserer Sakramente liegen an solchen Übergängen. In diesem Monat empfangen 43 Jugendliche den Heiligen Geist im Sakrament der Firmung. Es ist die Bekräftigung dessen, was in der Taufe begonnen hat. Die Jugendlichen sind jetzt gesandt als erwachsene Christ*innen den Glauben zu leben und für ihn einzustehen. Früher gab es daher auch eine Backenstreich durch den Firmspender zur Erinnerung, dass es auch kostet Christ*in zu sein. Den Backenstreich gibt es nicht mehr, ernst ist es aber doch mit der Firmung.
Es ist gut sich die Übergänge bewusst zu machen und sie entsprechend zu begehen. Der Mensch ist ein Wesen aus Leib und Seele und beide wirken aufeinander ein. Die Körperlichkeit des Glaubens ist wichtig. Unsere Sinne sind wichtig für unser Glaubensleben. Ignatius lässt die Beter*in in einer Wiederholung der vorherigen Gebetszeit den Stoff erneut betrachten aber nun nicht intellektuell, sondern mit den Sinnen. Man soll schmecken, riechen, fühlen usw. Das ist ein zusätzlicher Weg zur Erfahrung dessen, was Gott uns sagen will.
Denken Sie an einen warmen Tag und Sie betreten eine alte Kirche. Sie nehmen die Dunkelheit, die Kühle, den Geruch, den Hall der Schritte und vielleicht dann die unbequeme Bank wahr. All das kann bei entsprechender Gewöhnung schon der Beginn eines Gebets sein. Unsere Sinne, unser Körper signalisieren uns, dass Gebet jetzt eine Antwort wäre.
Viele von uns bekreuzigen sich mit Weihwasser. Eine Bewegung, eine Berührung und das Wasser; im heiligen Jahr durchschreiten Menschen die heiligen Pforten, manche kommen zum Anzünden einer Kerze in die Kirche. Handlungen, Berührungen, die nicht nur äußerlich sind, sondern auf die Seele wirken und die Seele wiederum kann auch zu Ritualen leiten.
Unser aller Leben ist von unzähligen Ritualen geprägt, weil innerliches und äußerliches zusammengehören. Unter diesen Ritualen gibt es auch christliche. In einem ersten Pixibuch haben wir 24 davon für junge Familien zusammengestellt. In diesen Tagen arbeiten wir an einem zweiten Buch, weil es noch so viel mehr gibt. Es gibt dieses Wechselspiel von Glauben und Ritual.
Manche Rituale sind unsere gemeinsamen Feiern wie der Kirtag und Fronleichnam. Ausdruck und Stärkung des Glaubens und das nicht allein, sondern in Gemeinschaft. Zusammen traut man sich; zusammen senden wir eine starke Botschaft, die auch andere anzieht. Wir dürfen uns in diese Feiern hineinbegeben und müssen nichts schaffen. Sie wirken, auch wenn wir sie nicht genau verstehen. Das ist gerade das wunderbare. In Ritualen verlassen wir uns auch auf die Weisheit der Älteren und füllen sie immer wieder neu mit Leben. Durch unser Leben, das wir hineingeben erneuern wir sie, so dass sie nicht leer werden.
Herzliche Einladung zu den großen Feiern des Juni. Stellen wir uns in die Tradition, beleben wir die Rituale, erneuern wir sie, so dass sie frisch und lebensspendend sind. Füllen wir sie mit Leben durch unser Mitfeiern und unser Mittun.
Ihr P. Stefan Hengst SJ