Herbergssuche – Eine Neuauflage
2008 war die Herbergssuche schon einmal auf dem Deckblatt des Mitteilungsblattes. Damals waren die Zeiten noch ganz anders. Versuchen Sie sich an 2008 zu erinnern. Noch anders waren natürlich die Zeiten, in denen Maria mit Josef ein Obdach suchten.
Heuer versuchen wir dieser schönen Tradition neue Energie einzuhauchen. Wir lassen die geschlossene Tür weg. Sie steht natürlich im Hintergrund der ganzen Tradition. Im Fokus soll die heilige Familie stehen – und der Esel. Alle schauen auf das, was noch nicht da ist. Jesus ist schon greifbar nahe, aber eben noch nicht geboren. Worauf schauen seine Eltern? Was denken und hoffen sie? Können sie überhaupt eine Zukunft planen? Sie hoffen anzukommen, unterzukommen, als Familie stark zu werden. Hoffnungen haben sie weit mehr als Gewissheiten. Die Herbergssuche eine Chiffre dafür. Die Herbergssuche als Chiffre für mich, für die Kirche, für unser Land?
Wer klopfte an? Wer hört das Klopfen? Kommen Klopfende:r und Hörende:r zusammen? Teilen sie eine Stunde, teilen sie Wärme? Jetzt merken Sie, dass wir bei unserer Herbergssuche angekommen sind. 2008 haben wir das folgende geschrieben und es ist immer noch so: “Organisatorisch sieht das Ganze so aus, dass am ersten Tage die Krippe zu Ihnen ins Haus gebracht wird und am darauf folgenden Nachmittag oder Abend wird die Krippe von Ihnen zur nächsten Familie in der Pfarre gebracht. Gemeinsam verbringt man eine Adventstunde, die entweder frei gestaltet wird oder dem Begleitheftchen der Krippe entnommen werden kann. Das richtet sich je nach Geschmack und Alter der Familienmitglieder. … Nehmen Sie sich bitte die Zeit, die heilige Familie bei sich aufzunehmen und Sie werden mit Sicherheit interessante zwischenmenschliche Begegnungen machen, sich ein bisschen intensiver auf die Ankunft des Herrn vorbereiten können und neue Kontakte innerhalb unserer Pfarrgemeinde knüpfen.”
Wo ist das jetzt die Neuauflage? Erstens werden wir eine Krippe in den Föhrenhof (Häuser zum Leben) geben. Zweitens wollen wir uns ganz bewusst an Menschen wenden, die noch keine Kinder haben, die gerade in ihre erste eigenen Wohnung eingezogen sind, oder deren Kinder schon flügge geworden sind. Wir laden Senior:innen ein; gerne auch Gruppen. Wir laden mittelalte Menschen ein. Auch wenn ihre Kinder noch daheim – vielleicht in einem schwierigen Alter - sind, nehmen Sie die Krippe. Vielleicht wollen Ihre Kinder dabei sein, vielleicht auch nicht; beides ist okay. Kein Perfektionismus, sondern unsere Lebenssituation, die wir für einen Moment teilen. Mitmachen braucht vielleicht Courage; aber Christ:in sein braucht das eh.
Am 25. wird es Weihnachten und wir können sagen, wir waren dabei. Als alle, die wir Pfarre sind wünschen wir uns frohe und gesegnete Weihnachten.
Ihr P. Stefan Hengst

Liebe Pfarrgemeinde!

Jahreskarten, gut für Leib und Seele. Ich hoffe, dass Sie eine oder mehrere Jahreskarten haben. Ich habe im Moment zwei, weil ich mehr nicht schaffe. Gesetzt ist der Tierpark Schönbrunn. Immer ein guter Anlass für einen Spaziergang. Die Tiere sind dabei eine nette Dreingabe. Ich mache es mir zur Aufgabe bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken. Das schärft die Aufmerksamkeit. Wunderbar.

Letztes Jahr war ich regelmäßig im Naturhistorischen Museum. Meine Favoriten: Meteoriten, Hallstadt, die Entwicklung des Menschen. Bewegt haben mich nachhaltig zwei Dinge: Das Schwert ist das erste Werkzeug, das ausschließlich zum Töten von Menschen erfunden wurde und die anatomischen Kosten für unseren großen Kopf und den aufrechten Gang.

Palmenhaus und Wüstenhaus hatte ich auch. Da sind mir die freilebenden Frösche hängen geblieben, die man mit viel Glück sehen kann, sowie die Sammelwut unserer Vorfahren. Es ist wie bei einem dynamischen Modell. Es gibt eine Anregung und es gibt die Antwort dazu. Manchmal gibt es Verstärkungen und manchmal Auslöschungen. Vergessen Sie hier den Begriff Resonanz, denn der beschreibt nur einen Sonderfall. Der Rest ist genauso interessant. Achten Sie im Nachgang der Betrachtung auf sich und Sie werden etwas über sich selbst lernen und wahrscheinlich auch etwas zu den großen Fragen des Lebens.

Dieses Jahr habe ich eine Jahreskarte für das Kunsthistorische Museum. Auf die ägyptische Sammlung hatte ich mich gefreut, aber dann haben mich die Mumien doch sehr irritiert. Was mich aber wirklich getroffen hat, das sind die Bilder. Bilder die zum Beispiel von innen heraus leuchten. Techniken, die nichts an ihrer Wirkung verloren haben. Damals muss der Effekt noch stärker gewesen sein.

Ich möchte einen Stab brechen für die Jahreskarten. Ich denke, dass man öfter ins Museum gehen muss, oder in den Tiergarten. Man muss mit den Dingen vertraut werden. Man muss seine Lieblinge besuchen, Freundschaften auffrischen und neue Bekanntschaften machen. Jedes Mal ist man anders gestimmt und jedes Mal ist es eine andere stille Zwiesprache. Neben einer Schwäche für Vermeer, schaue ich immer auch bei der Berufung des Apostels Matthias vorbei (Jan Sanders van Hemessen). Ich sage jetzt nichts zu diesen Bildern. Es sind zwei. Besuchen Sie sie und stellen sich der Frage nach Berufung und Nachfolge. Es muss ja nicht eine Lebensentscheidung sein. Es kann auch um eine kleine Aufgabe gehen. Was sehen Sie, was fühlen Sie, wie entscheiden Sie? Besuchen Sie den Matthias – oder vielleicht doch eher Jesus?

Vielleicht ein Projekt für den November. Besuchen Sie ein Museum, oder noch besser, besorgen Sie sich eine Jahreskarte und nutzen die Besuche ganz bewusst auch zur inneren Einkehr. Übrigens, eine Lebenskarte haben Sie seit der Taufe – die für die Kirche.

Glück auf!
Ihr P. Stefan Hengst SJ

Liebe Alle,

Wir alle kennen unsere Kirche. Heute meine ich damit unser Kirchengebäude. Wir alle haben auch eine Vorstellung davon, was alles in ihr passiert. Ich darf Ihnen sagen, dass meine Vorstellungen viel zu klein gegriffen waren.

Es gibt die Messen und die Gottesdienste. Und dann passiert noch so viel mehr. Die Kirche wird jeden Tag zwischen 7:30 Uhr und 8 Uhr aufgesperrt. Am Sonntag kann es auch etwas später sein. Geschlossen wird sie zwischen 18 und 20 Uhr. Dazwischen ist sie frei zugänglich und wird vielfältig genutzt.

Menschen kommen, um bei Maria eine Kerze zu entzünden. Und natürlich sprechen sie dort auch ein Gebet. Ein ganz beliebter Ort in unserer Kirche. Es kommen auch viele Menschen und beten in der Kapelle vor dem Tabernakel. Wir haben begonnen dort die Lichter bei den Seitenaltären aufzudrehen. Das gibt der Kapelle eine sehr schöne Atmosphäre. Hier kann man ganz in Ruhe und für sich beten. Man wird kaum jemand anderem begegnen. Ob man sitzt oder kniet, keinen interessiert es.

Es wird aber auch sonst im Kirchenraum gebetet. Menschen kommen für ein kurzes Gebet herein. Manche sitzen etwas, manche gehen umher. Viele finden den Weg hinein. Besonders freut es mich immer, wenn ich Kinderwagen in der Kirche sehe. Eltern oder Großeltern kommen mit den Kindern. Ein besonderer Ort, das spüren alle, egal wie alt sie sind.

In meiner Schulzeit bekam ich nur einmal eine gute Note in einer schriftlichen Religionsarbeit. Es ging darum, wie man einem kleinen Kind den Glauben nahebringt. Ich schrieb, dass ich mit ihm oder ihr in die Kirche meiner Schulgottesdienste gehen würde. Ein alter Bau mit einer tollen Atmosphäre.

Es gibt aber auch ganz andere Besuche bei uns. Manche gehen zielstrebig zu unserem WC. Manche machen ihre Jause bei uns. Einer hat seinen Rausch ausgeschlafen. Im Sommer suchen einige Abkühlung – das gelingt aber nur sehr beschränkt. Schüler:innen von verschieden Schulen überbrücken freie Zeit. Gerne natürlich auch draußen, aber manchmal treibt die Witterung sie herein. Und manchmal bietet die Kirche den Schutz für ein vertrautes Gespräch.

Einige kommen auch gezielt zum Spielen; verstecken, fangen, Höhlen bauen mit den Polstern, die Orgel inspizieren, mit den Kerzen spielen und das sind nur die Spiele, von denen ich weiß oder deren Spuren wir gefunden haben. Leider kommen auch immer wieder Menschen zum Stehlen.

Soll es weiter so bunt bei uns zugehen? Wenn es nach mir geht, ja. Manchmal kostet es uns etwas. Aber unter dem Strich ist es so wertvoll, dass die Kirche ein Ort für so viele ist und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse. Wäre es nicht schön, wenn wir alle sagen könnten, dass die Kirche seit unseren Kindesbeinen ein Ort gewesen ist, an dem ich mich frei bewegt habe und der in allen Lebens- und Gemütslagen eine Heimat war?
Wenn Sie an der Ecke Lainzer Straße / Jagdschlossgasse vorbei kommen, dann schauen sie doch kurz herein. Kein Gebet nötig, aber möglich.

Glück auf!
Ihr P. Stefan Hengst SJ

Liebe Alle!

Es sind noch 6 Monate, bis aus Lainz-Speising und St. Hubertus die neue Pfarre am Lainzerbach wird.
Am 2. März 2025 werden wir das mit einer Festmesse begehen. Anschließend feiern wird im Kardinal-König-Haus. Vielleicht wollen Sie sich diesen Termin schon reservieren.

Vielleicht schauen Sie diesem Datum aber auch mit Wehmut entgegen. Mit dem Neubeginn ist auch ein Ende verbunden. Das betrifft zuerst einmal den Pfarrnamen und dann sind es natürlich auch das Pfarrsiegel und das Pfarrlogo. Das sind aber wahrscheinlich die einzigen Dinge, die sich tatsächlich zum 1. Jänner verändern. Dadurch, dass wir schon seit September 2023 eng zusammenarbeiten, hat sich schon einiges eingespielt.

Beim Pfarrsiegel, aus dem sich auch das Logo entwickeln soll, arbeiten wir mit einer Grafikerin zusammen. Aus der Starklausur der beiden PGR ergaben sich Skizzen und Worte. Dann haben wir auch noch einen Vorschlag erhalten und alles kommt tatsächlich gut zusammen zu einem stimmigen Design. Die Zusammenarbeit mit einer Expertin hilft uns, dass wir nicht nur in den Kategorien schön, gefällt, etc. hängen bleiben, sondern dass wir eine Botschaft transportieren. Hier ist der Entwurf in dessen Richtung wir weiterarbeiten wollen. Das Kreuz ist prominent zu sehen, so dass es klar ist, welche Organisation das Dokument siegelt. Die Bäume verorten uns am Lainzer Tiergarten und verweisen auch auf die Bäume am Bach in Ez 35. Und dann ist eben der Bach selbst zu sehen, der dynamisch in Wellen alles befruchtet. Es wird gut.

Wir wollen unseren Start als gemeinsame Pfarre markieren . Von der Startmesse habe ich schon geschrieben. Möglichst viele Gruppen der Pfarre sollen daran beteiligt sein. Wir wollen auch eine Zeitung an alle Haushalte herausgeben, um uns vorzustellen. Mitarbeit dazu ist sehr herzlich willkommen! Wenn die Zeitung gut ankommt, dann wollen wir sie 3 - 4mal im Jahr herausgeben.

Bei all dem Planen in die Zukunft braucht es auch Überlegungen, wie wir die Vergangenheit gut würdigen. Drei Traditionen kommen zusammen, um eine Neue zu formen. Drei Orden kommen zusammen. Wir sind beschenkt, dass zwei Orden zum Start der neuen Pfarre im Team mit dabei sind.

Wir freuen uns, wenn Sie alle mittun: beim Sichern der Tradition, Planen der Zukunft, Gestaltung der nächsten 6 Monate und dann eben auch an Initiativen, mit denen wir das erste halbe Jahr als gemeinsame Pfarre begehen können. Schlagen Sie lieber mehr vor als wir machen können, als dass wir zu wenig Ideen haben. Bitte haben Sie Verständnis, dass Ideen sich wandeln können und nicht alles möglich sein wird. Ich verspreche Ihnen, dass wir uns Mühe geben!

Die nächsten 12 Monate werden spannend und werden mit Gottes Hilfe gelingen!

Glück auf!
Ihr P. Stefan Hengst SJ

Mit einem herzlichen Dank in den Sommer!
Mein erstes Arbeitsjahr ist vorüber. Danke, dass Sie und Ihr es mir so leicht gemacht habt. Wahrscheinlich ist nicht alles gelungen. Dafür bitte ich um Entschuldigung. Manches ist uns zusammen gut gelungen und darauf können wir stolz sein.
Alle paar Jahre kommt ein neuer Pfarrer und die Gemeinde muss sich darauf einstellen. Das ist keine leichte Aufgabe. Die Charaktere und Temperamente, sowie die Talente und persönlichen Vorlieben unterscheiden sich. Und diesmal kam noch hinzu, dass das neue Team für zwei Pfarren zuständig ist. Und daher mein aufrichtiger Dank, dass Ihr dabei seid; dass Ihr uns so freundlich aufgenommen habt.
Ob wir schon ganz angekommen sind? Ganz ist ein großes Wort. Ich möchte meinen, dass wir den Löwenanteil von „ganz“ schon erreicht haben. Aber wie sieht es bei Euch aus? Seid Ihr schon bei dem neuen Team und der neuen Situation der Pfarre am Lainzerbach angekommen? Wir möchten werben, dass es uns allen gut gelingt. Wenn es dazu etwas braucht, dann sprecht bitte mit uns.
Bei mir kommen im Moment Erinnerungen an die Schulzeit zurück. Der Sommer war ein großes Versprechen von Ruhe, Abenteuer, keiner Schule und keinem fixen Terminplan. Als Student war der Sommer die Zeit überaus intensiven Lernens. Alle Prüfungen lagen an dem Ende der vorlesungsfreien Zeit. Und danach wurde das Jahr nicht mehr vom Sommer geprägt. Jetzt ist das wieder so – und hoffentlich eher so wie in der Schul- und nicht der Studienzeit. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie dem Sommer etwas abgewinnen können. Das es eine Zeit wird, die eine Zeit für sich selbst, die Familie und Freundinnen und Freunde ist.
Die sommerliche Sabbatzeit muss keine zwei Monate andauern. Aber es tut uns allen gut, wenn wir für einige Zeit bewusst den Rhythmus unterbrechen. Das hat auch etwas mit der biblischen Sabbatruhe zu tun. Machen Sie die gleiche Übung wie Gott. Schauen Sie auf die Dinge des letzten Jahres. Bei uns Menschen wird vielleicht nicht alles gut sein, aber doch ein guter Teil. Das sagen wir uns dann zu und genehmigen uns eine Ruhe.
Wir wünschen uns allen einen gesegneten Sommer und freuen uns auf das nächste Jahr.
Ihr Stefan Hengst und Jean Bosco Gnombeli