Durchdringung
Am 11. Oktober wird ein neues Kunstwerk in der Konzilsgedächtniskirche vorgestellt werden. Über den Altar wird Katharina Heinrich ein Netz spannen. Genauer gesagt ist es kein Netz, sondern eine Art Gewebe, Kunststoffschnüre, die wie Kette und Schuss ineinander gearbeitet sind. Der Titel der Arbeit, Durchdringung, weist darauf hin, dass sich zwei Ebenen begegnen, eine horizontale und eine vertikale. Beide Ebenen sind etwas gegeneinander versetzt, die eine leicht aus der Mittelachse der anderen geschoben. Die Spannung von strenger Form und Unregelmäßigkeit wird nicht nur durch diese Abweichung erzeugt, sondern auch durch die lockere Führung der Schnüre. Sie sind nicht straff gezogen, sondern haben viel Spielraum.
Im Zusammenhang des Kirchenraums mit seiner überaus strengen Ordnung stellt die Arbeit von Katharina Heinrich einen spielerischen Umgang mit dem durch die Architektur Vorgegebenem dar. Sie vollzieht das, was auch in jeder Feier geschieht: Wir stellen uns in eine Ordnung, wissen uns im Rahmen eines Gesetzes und gehen zugleich immer wieder über die Grenzen der Ordnung hinaus. Wir bilden als eine Gemeinschaft von Menschen ein horizontales Geflecht und erfahren, dass unsere Ebene von einer anderen durchdrungen wird. Wir erleben, wie jeder Punkt unseres Bereichs mit einem Mal aufbrechen kann in eine neue Welt, in neue Räume, wie an jedem Ort, in jeder Situation sich der Zugang zu einer ungeahnten Weite, Tiefe, Höhe eröffnen kann. Wir sind stets unmittelbar zu Gott. „Entdecken heißt nicht nach neuen Ländern suchen, sondern mit neuen Augen sehen.“ Diesen Satz von Marcel Proust habe ich kürzlich auf einen Baustellenzaun geschrieben gesehen. So ist es: Gott entdecken heißt nicht, neue, unbekannte Kontinente des Innen-lebens oder von ständiger Sonne beschienene Glückszonen zu suchen, sondern das Gewöhnliche, Alltägliche, oft Beschwerliche und Belastende unseres Lebens hier und jetzt mit neuen Augen sehen. Vielleicht kann die Arbeit von Katharina Heinrich daran erinnern.
Nach vielen Jahren hat Madeleine Welsersheimb im Juni ihre Tätigkeit für die sozialen Dienste unserer Pfarre beendet. Ich danke Dir, Madeleine, sehr, sehr herzlich. Du bist eine der helfenden Hände der Pfarre, die andere Menschen in alltäglichen Dingen Zuwendung erfahren lassen. Und ich freu mich sehr, dass sich eine Nachfolgerin gefunden hat. Erna Nussbaumer wird ab Oktober am 2. und am letzten Dienstag jeden Monats die Sprechstunden der sozialen Dienste fortsetzen. Hier finden Menschen in Nöten Hilfe und Unterstützung. Erna Nussbaumer hat dreißig Jahre lang das Haus Miriam der Caritas Wien geleitet, eine Einrichtung für alleinstehende Frauen, die sich in einer akuten Notlage befinden. Sie hat daher sehr viel Erfahrung. Liebe Erna, herzlich willkommen und tausend Dank.
Einen schönen Oktober! Gustav Schörghofer SJ
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