Mitteilungsblatt März 2018

​Zurück zum Staub

„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Dieser Satz kann am Aschermittwoch beim Verteilen der Asche gesagt werden. Ich denke dabei auch an jenen Satz, den ich oft schon in ein Grab hinein gesprochen habe: „Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück. Jesus aber wird dich auferwecken.“
Der Satz vom Staub in Verbindung mit der Asche soll an die Nichtigkeit des irdischen Lebens erinnern, an die Hinfälligkeit allen Lebens. Alles, was jetzt noch blüht, gedeiht und wächst, wird ausgelöscht und vernichtet werden. Aber vielleicht kann ich den Satz auch anders verstehen und darüber staunen, was aus Staub entstehen kann. Der Staub unserer Körper ist Milliarden Jahre alt. Er ist in Sternen entstanden. Wie wunderbar, was im Lauf unfassbarer Zeiten aus Staub werden kann. Im Staub ist etwas Kostbares verborgen.
Wir kehren zum Staub zurück. Aber ist es derselbe Staub? Ist nicht etwas in dieser Verwandlung zu Staub entstanden, etwas, das nur so entstehen konnte? Was ich bin, entsteht im verzehrenden Feuer der Hingabe. Im Feuer der Liebe nehme ich meine wahre Gestalt an. Doch muss es meine Liebe sein, die mich verzehrt. Ich muss mich frei machen vom Anspruchsdenken anderer, von fremdem Leistungsdruck. Wenn ich in der Liebe Gestalt annehme, fällt alles, was nicht Liebe ist, von mir ab wie Staub.
Wir leben in einer Kultur permanenten Konsums. Sie macht uns glauben, dass wir nur brennen, wenn ununterbrochen neues Brennmaterial in uns hineingeworfen wird. Wir gleichen Hochöfen, in denen kein Eisen ausgeschmolzen aber ständig Schlacke produziert wird. Die Gluten der Begierden werden ständig geschürt. In ihnen wird alles verbrannt, materielle und geistige Güter. Die Unfruchtbarkeit dieses Vorgangs zeigt sich daran, dass nichts Neues geschaffen wird. Was bleibt, ist immer das Alte, das Verbrauchte, sind Berge von Müll. Auch sie werden konsumiert. Doch muss ich da mitmachen? Kann ich nicht lernen, anders mit Müll umzugehen?
Vielleicht könnte ich in dieser Fastenzeit damit beginnen, die Welt anders zu sehen als immer nur mit den Augen des Konsumenten. Der Konsum verwandelt alle Dinge in Staub. Eine Änderung des Konsumverhaltens ändert nichts am Verbrauch der Dinge. Die Liebe nimmt im Staub des Verbrauchten etwas wahr, das durch ihr Tun zum Vorschein kommen kann. Die Alternative zum Konsumenten ist der Liebende, der in der Hingabe an andere aus dem Staub seiner Existenz zu seiner wahren Gestalt ersteht.
Eine hingebungsvolle Fastenzeit und eine frohe Auferstehung! Gustav Schörghofer SJ