“Wirbel machen”,
das muss man heute scheint’s, wenn man beachtet werden will – getreu dem Slogan aus der Werbebranche: ‚Wer nicht auffällt, fällt durch!‘ Für Christen stellt sich die Frage: Wofür tun wir das überhaupt? Uns kann es nicht darum gehen, viel Wirbel um nichts zu machen – nur um aufzufallen, nur um bei der Stange zu halten, nur um attraktiv zu sein. Das Wirbeln an Pfingsten ist mehr als Schall und Rauch. Pfingsten ist untrennbar verbunden mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Gottes Geist macht Wirbel, rüttelt wach und bewegt. Lassen wir uns hineinziehen in diesen Wirbel? Lassen wir uns ergreifen, von diesem heiligen Durcheinander? Kann ich es zulassen und annehmen, dass Gottes Geist mein Leben durcheinanderwirbelt, dass er mit seiner Kraft und Energie meine Lebenspläne durchkreuzt? Wer sich auf die Bewegung des Geistes einlässt, kann selber Wirbel machen, ohne in inhaltsleeren und blutlosen Aktionismus zu verfallen. Gottes Geist bewegt uns, damit wir etwas bewegen – als einzelne Christen genauso wie als Gemeinschaft der Kirche:
Von Papst Franziskus könnte er stammen, dieser Satz: Eine Kirche, die sich nicht bewegt, bewegt nichts! Drei Gedanken dazu:
1. Eine Kirche bewegt nichts – sie ist durch nichts und niemanden in Bewegung zu setzen. Sie bleibt starr und statisch, lässt sich nicht verändern, will alles nur bewahren und verwalten. Der Heilige Geist möge sie anrühren und bewegen! Würde Kirche und würden wir Christen doch dem mehr Vertrauen schenken, was durch den Heiligen Geist bereits angestoßen und angefangen wurde: Das II. Vatikanum, der Dialog mit den anderen Kirchen und Religionen, die Weltjugendtage, die Bischofssynode zu Fragen der Familie… Eine Kirche, die sich von solchen Aufbrüchen durcheinanderwirbeln und bewegen lässt, bewegt sich und bewegt etwas.
2. Eine Kirche bewegt nichts – sie bewegt gesellschaftlich oder politisch nichts. Sie bewirkt keine Veränderung, führt keine Besserung herbei, verhindert ein Fortschreiten auf das Reich Gottes hin. Der Heilige Geist möge sie hinweisen und leiten! Würde die Kirche und würden wir unseren Eifer doch mehr in die Bemühungen um Gerechtigkeit, um Frieden und um die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die Papstschreiben "Laudato si" und "Amoris laetitia" ermutigen zu sehr konkreten Schritten. Eine Kirche, die auf diese Weise nach dem Reich Gottes sucht und sich bewegen lässt, bewegt sich und bewegt etwas.
3. Eine Kirche bewegt nichts – sie lässt sich nichts zu Herzen gehen, sie hat ihr Ohr nicht am Puls der Zeit, sie kümmert sich nicht um die Nöte der Menschen. Der Heilige Geist möge sie aufmerksam und sensibel machen! Würde die Kirche und würden wir doch die Sätze umsetzen, die wir oft beten: "Mache uns offen für das, was die Menschen bewegt, dass wir ihre Trauer und Angst, ihre Freude und Hoffnung teilen." Eine Kirche, die sich Gott und den Menschen öffnet und sich bewegen lässt, bewegt sich und bewegt etwas.
Wenn Kirche – und genauso jeder einzelne Christ – sich so vom Heiligen Geist bewegen lässt und auf diese dreifache Weise Wirbel macht, dann zeigt sie, was wichtig ist: Der pfingstfrohe Einsatz für Glaube, Hoffnung und Liebe.
Pater Philipp Görtz SJ
zum Downloaden: Mitteilungsblatt Juni 2017