Mitteilungsblatt Februar 2024

Das Leben gut sein lassen

Was haben der Pfarrball und die Wärmestube gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Hier elegante Menschen, Make Up, Parfum, Krawatten, Stöckelschuhe, Sektgläser, aufgeräumte Stimmung. Dort manch plumpe Gestalt, schlechte Zähne, abgetragene Kleidung, Quadratlatschen, Eintopf und, aber ja: auch oft aufgeräumte Stimmung. Hier wie dort verbringen Menschen möglichst gute Zeit miteinander, man isst und trinkt, man plaudert, scherzt und lässt das Leben gut sein. Hier gibt es viel mehr Geld, dort vielleicht viel mehr Sorgen, aber die Grenzen sind fließend.
Was Pfarrball und Wärmestube aber noch gemeinsam haben: Beides sind Projekte, die nur deshalb das Licht der Welt erblicken, weil sich ein großes Netzwerk von Menschen umeinander bemüht. Es ist Kreativität notwendig, es entsteht Nähe, es haben Personen miteinander zu tun, die sonst nie miteinander ins Gespräch kommen würden. Es geht um detaillierte Planung, um Trouble-Shooting, um unzählige Mails und Telefonate, die ausgetauscht werden. Ein Coaching-Guru, den ich unlängst gehört habe, vertritt die These: Es gibt nur zwei Gründe, warum Menschen etwas tun - aus Angst oder aus Liebe. Alles, was Pfarrball, Wärmestube und viele Aktivitäten der Pfarre verwirklichen lassen, hat – um nicht immer das große Wort Liebe zu bemühen – mit Zuneigung zu tun, mit dem Wunsch, füreinander gutes Leben zu gestalten.
Wenn Erna die Wärmestuben-Tische mit Blumen schmückt, wenn Anna hundert Krautrouladen wickelt, wenn Christl die HelferInnen aus den Schulen betreut, Martha und Karli Woche für Woche Gebäck anliefern, Susi und Christian ein neues Team managen und Heinz seine MithelferInnen mit Sekt versorgt, dann ist das viel mehr, als zu erwarten wäre. Dann lässt das das Leben gut sein. Christoph hat in ungezählten Stunden die Balldeko gemalt, Stefan die Tischkärtchen designt, Birgit die Ballspende kreiert, Jörg Kisten mit Getränken herangekarrt, die Pfarrjugend mit Anna eine zauberhafte Eröffnung einstudiert und mit Tobias eine ebensolche Mitternachtseinlage hingelegt, Tommaso das Schätzspiel gewogen, Ruth den ganzen Abend das Buffet betreut, Peter orientalische Cocktails gemischt und Drinko als Mann für alle Notfälle gedient – das alles hat den Abend zu einem Gesamtkunstwerk gemacht. Und das Leben richtig gut sein lassen.
Wie wird das Leben in der neuen Pfarre Lainz-Speising und St. Hubertus sein, die im kommenden Jahr ins Haus steht? Mit Sicherheit auch gut, wenn wir es gemeinsam gut sein lassen. Ein erster Schritt zum Zusammenwachsen: Wir sollen und dürfen einen neuen Namen finden. Ein Name für die gemeinsame Pfarre, der den Spirit beider Gemeinden mitträgt, historisch, geografisch, pastoral. Ein Name, der nicht vom Pfarrer oder dem Pfarrgemeinderat vorgegeben wird, sondern der aus der Gemeinde kommt, von uns allen. Nachdenken ist gefragt, Kreativität, Austausch. Bis Ende Februar können Vorschläge in der Kirche oder der Pfarrkanzlei abgegeben werden. Welcher Name könnte für beides stehen, aus zwei Gemeinden eine gemeinsame machen? Damit sich das Leben darin weiterhin gut anfühlt.
Eva Maria Kaiser