Mitteilungsblatt Oktober 2020

Wie kann es weitergehen?

Am Samstag, dem 26. September, traf sich der Pfarrgemeinderat zur diesjährigen Klausursitzung. Nachdem wir 2018 ein Pastoralkonzept erarbeitet und uns 2019 mit den apostolischen Präferenzen der Jesuiten weltweit beschäftigt hatten, haben wir uns diesmal vorgenommen, unsere Rolle als „Jesuitenpfarre“ in der neu zu gründenden Zentraleuropäischen Provinz der Gesellschaft Jesu in den Blick zu nehmen. Mit Christine Rod MC, der Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, haben wir eine sehr kompetente Moderatorin gewinnen können, die uns an diesem Tag begleitet hat.

Unsere Klausursitzung ist im Nu vergangen gewesen, und ein vorzeigbares Papier ist nicht entstanden. Gespräche in kleineren Gruppen und in der großen Gruppe haben vieles berührt. Die Stärken und Schwächen der Pfarre kamen zur Sprache, Möglichkeiten der zukünftigen Gestaltung und vermutete Gefährdungen waren auch das Thema. Christine Rod MC machte uns darauf aufmerksam, dass offenbar noch bei vielen ein Idealbild aus den 80er Jahren lebendig ist, die Vorstellung einer Pfarre, die als Gemeinde alle Bereiche des Lebens umfasst und für alle etwas zu bieten hat. Doch heute leben wir in einer Zeit elementarer Umbrüche und Aufbrüche, in denen dieses Leitbild nicht mehr hilfreich ist. Wir werden auf den Anspruch, für alle etwas zu bieten, verzichten müssen. Es wird darauf ankommen, Akzente zu setzen, aus den vorhandenen Charismen neues Leben zur Entfaltung kommen zu lassen. Vieles wird zugrunde gehen, anderes wird aufblühen. Wir werden als Christen eine Minderheit inmitten einer vielgestaltigen Gesellschaft bilden.
Ich wurde gefragt, welche Argumente ich selber vorbringen würde, um die Bedeutung unserer Pfarre für die Jesuiten deutlich zu machen. Ich denke mir, dass strategisch gedacht die Verbindung mit dem Kardinal König Haus von großer Bedeutung ist. Darüber hinaus auch die Zusammenarbeit mit den Jesuiten in Wien I. Die Seelsorge in den Städten ist für uns immer von hervorragender Bedeutung gewesen. Geistlich spricht für das Engagement von Jesuiten, dass in keinem anderen Apostolat eine derartige Nähe zu Menschen jeden Alters und vieler sozialer Schichten zu finden ist, wie in der Pfarre. Jesuiten sind zu den Menschen gesandt und gehen diesen Weg gemeinsam mit Jesus Christus, der Mensch geworden ist, um sich auf die Suche nach dem Menschen zu machen. Dieser Weg kann in einer Pfarre auf ganz besondere Weise und mit großem geistlichen Gewinn für den gegangen werden, der sich darauf einlässt. Allerdings, das habe ich hinzugefügt, braucht es in der Pfarre Lainz-Speising einen innerlich gefestigten Jesuiten, denn dieser „Weinberg des Herrn“ ist zwar eine Grand Cru, aber auch dementsprechend anspruchsvoll.
Gustav Schörghofer SJ