Mitteilungsblatt Oktober 2025

​Liebe Pfarrgemeinde!

Von wegen die Kirche ist nicht attraktiv für die Jugend. Mit Beginn des Schuljahres hat eine recht große Gruppe von Jugendlichen einer nahe gelegenen Schule den Bereich um den Zürgelbaum für sich entdeckt. Vorher waren es nur vereinzelte, die auf der Treppe zum KKH gejaust haben.

Nun ist es eine frohe und lebendige Schar, die bei uns Pause macht, spielt, käbbelt, isst und trinkt. Wissen Sie was käbbeln, kabbeln eigentlich heißt? Das Internet sagt mir, dass es in Österreich unbekannt ist. Hier also die Bedeutung nach DWDS: „sich (meist über nicht sehr wichtige Dinge) streiten, ohne sich dabei gegenseitig ernsthaft zu verletzen, zu beleidigen o. Ä.“. Sie können sich vorstellen, dass das nicht immer leise zugeht. Und wenn es regnet, dann kann es passieren, dass die Jugendlichen in der Kirche sitzen. Gekäbbelt wird dann nicht. Kirchenraum als heiliger Raum erschließt sich automatisch. Das ist doch schön. Unser Ort strahlt etwas aus.
Vielleicht wird doch gegessen oder ins Handy geschaut. Normalerweise sollte das niemand stören und doch hat eine Person die Polizei angerufen. Zwei Polizistinnen stand dann vor den Jugendlichen, denen dann doch die Freud etwas vergangen war. Ich war schockiert, dass jemand die Polizei gerufen hat. Eigentlich war ich stocksauer. Da finden Jugendliche den Weg in die Kirche, machen den Ort zu ihrem eigenen, wenn auch nicht ganz in der vorgesehenen Weise und es wird ihnen gelohnt, indem die Polizei geholt wird. Wir haben das dann klarstellen können. Alle haben es am Ende sportlich genommen, bis auf die Person, die die Polizei gerufen hat. Vielleicht hat sie sich jetzt enttäuscht abgewandt, was mir leid tut. Froh bin ich, dass die Jugendlichen immer noch da sind.
Wie sehen Sie das? Ich gehe davon aus, dass die wenigsten von uns die Polizei verständigt hätten. Sind wir froh, dass Jugendliche in die Kirche kommen, um sich auszuruhen, Freude miteinander zu haben? Wie weit geht unsere Toleranz und auch unser missionarischer Eifer? Die Jugendlichen grüßen freundlich und helfen mir, wenn ich etwas trage. Wir sind im Kontakt und ist das nicht das wichtigste? Wir reden miteinander und wir gehen gut miteinander um.
Die Erzdiözese will Menschen in Kontakt mit Jesus bringen. Ich denke, dass das genau auch dann passiert, wenn Kirche als lebenswert erfahren wird.
Zur Abrundung: Die Jugendlichen spenden ganz fleißig, indem sie uns ihre Pfandflaschen überlassen.
Ihr P. Stefan Hengst SJ

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