Mitteilungsblatt Juni 2025

Liebe Pfarrgemeinde!

Übergänge im Leben sind häufig mit einer Feier verbunden. Auch das sozialistische System der DDR kam nicht ohne eine Jugendweihe aus. Im traditionellen Afrika war und ist häufig die Beschneidung der Jungen ein Moment des Übergangs. Viele unserer Sakramente liegen an solchen Übergängen. In diesem Monat empfangen 43 Jugendliche den Heiligen Geist im Sakrament der Firmung. Es ist die Bekräftigung dessen, was in der Taufe begonnen hat. Die Jugendlichen sind jetzt gesandt als erwachsene Christ*innen den Glauben zu leben und für ihn einzustehen. Früher gab es daher auch eine Backenstreich durch den Firmspender zur Erinnerung, dass es auch kostet Christ*in zu sein. Den Backenstreich gibt es nicht mehr, ernst ist es aber doch mit der Firmung.
Es ist gut sich die Übergänge bewusst zu machen und sie entsprechend zu begehen. Der Mensch ist ein Wesen aus Leib und Seele und beide wirken aufeinander ein. Die Körperlichkeit des Glaubens ist wichtig. Unsere Sinne sind wichtig für unser Glaubensleben. Ignatius lässt die Beter*in in einer Wiederholung der vorherigen Gebetszeit den Stoff erneut betrachten aber nun nicht intellektuell, sondern mit den Sinnen. Man soll schmecken, riechen, fühlen usw. Das ist ein zusätzlicher Weg zur Erfahrung dessen, was Gott uns sagen will.
Denken Sie an einen warmen Tag und Sie betreten eine alte Kirche. Sie nehmen die Dunkelheit, die Kühle, den Geruch, den Hall der Schritte und vielleicht dann die unbequeme Bank wahr. All das kann bei entsprechender Gewöhnung schon der Beginn eines Gebets sein. Unsere Sinne, unser Körper signalisieren uns, dass Gebet jetzt eine Antwort wäre.
Viele von uns bekreuzigen sich mit Weihwasser. Eine Bewegung, eine Berührung und das Wasser; im heiligen Jahr durchschreiten Menschen die heiligen Pforten, manche kommen zum Anzünden einer Kerze in die Kirche. Handlungen, Berührungen, die nicht nur äußerlich sind, sondern auf die Seele wirken und die Seele wiederum kann auch zu Ritualen leiten.
Unser aller Leben ist von unzähligen Ritualen geprägt, weil innerliches und äußerliches zusammengehören. Unter diesen Ritualen gibt es auch christliche. In einem ersten Pixibuch haben wir 24 davon für junge Familien zusammengestellt. In diesen Tagen arbeiten wir an einem zweiten Buch, weil es noch so viel mehr gibt. Es gibt dieses Wechselspiel von Glauben und Ritual.
Manche Rituale sind unsere gemeinsamen Feiern wie der Kirtag und Fronleichnam. Ausdruck und Stärkung des Glaubens und das nicht allein, sondern in Gemeinschaft. Zusammen traut man sich; zusammen senden wir eine starke Botschaft, die auch andere anzieht. Wir dürfen uns in diese Feiern hineinbegeben und müssen nichts schaffen. Sie wirken, auch wenn wir sie nicht genau verstehen. Das ist gerade das wunderbare. In Ritualen verlassen wir uns auch auf die Weisheit der Älteren und füllen sie immer wieder neu mit Leben. Durch unser Leben, das wir hineingeben erneuern wir sie, so dass sie nicht leer werden.
Herzliche Einladung zu den großen Feiern des Juni. Stellen wir uns in die Tradition, beleben wir die Rituale, erneuern wir sie, so dass sie frisch und lebensspendend sind. Füllen wir sie mit Leben durch unser Mitfeiern und unser Mittun.

Ihr P. Stefan Hengst SJ