Von Franziskus zu Franziskus
An sechs Abenden studierten wir die Enzyklika in wechselnd zusammengesetzter Runde. Umfassend und kritisch legt Papst Franziskus seine „Sorge um das gemeinsame Haus” darin vor. Er öffnet uns die Augen für einen anderen Blick auf die Schöpfung. Er fordert unsere Umkehr, d.h. ungerechten, egoistischen und das Gemeinwohl missachtenden Wirtschafts- und Lebensformen zu widerstehen. Aus unserer Leseerfahrung sei an Hand von Textstellen aus der Einleitung ein Schwerpunkt mit Ihnen geteilt:
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Der Heilige Franziskus als Vorbild für eine ganz andere Haltung zur Schöpfung (LS, 10 bis 12):
„Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist. […]Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen, mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar miteinander verbunden
sind.[…] Er trat mit der gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den Blumen.[…][..]denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert.[…]
Diese Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden,[ …] Wenn wir uns der Natur
und der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich
verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der Herrschaft zu verwandeln.[…]
Franziskus forderte im Konvent immer einen Teil des Gartens unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben könnten.”
Fehlt uns für das Staunen die Zeit? Finden wir den Ausdruck Mitgeschöpfe alarmierend angesichts des Verbrauchs an Tieren und Pflanzen? Sprechen wir die Sprache der Geschwisterlichkeit und Schönheit
zum Beispiel an unserem Arbeitsplatz, durch Rücksichtnahme für Kolleginnen oder in einer Wertschätzung einer guten Gestaltung der Büroräume? Sehen wir die Schöpfung als ein Zeichen der Liebe Gottes für uns? Würden wir einen Teil des Gartens nicht mähen um Kleintieren und Insekten Lebensraum zu lassen? Haben wir schon genug Platz für Flüchtlinge eingeräumt?
Viele Fragen? In der Enzyklika finden sich Antworten. Sie sind eingeladen diese über die Einleitung hinaus weiter zu lesen.
Renate Meissl, UMB der Pfarre
zum Downloaden: Laudato SI